Das Markha-Tal wird von vielen Touristen erwandert. Es diente uns auch als Akklimatisationstour, da die ersten Etappen unter 4000 m Höhe liegen. Im eigentlichen Markha-Flußtal liegen einige kleine Orte bis auf ca. 4000 m Höhe, die über keinen Strassenanschluß verfügen, so dass das Leben dort noch ziemlich ursprünglich ist. Das macht auch die Faszinatin für die Wanderer aus. Aus dem Tal muss man dann in ein Hochtal wandern und kann von dort über einen Pass und ein Seitental wieder die Zivilisation erreichen. Man kann dort auch in einfachen "Homestays" übernachten und in Teezelten an der Strecke essen, so dass Zelte eigentlich nur für größere Gruppen nötig sind. Die Variante mit den Lastpferden und Begleitmannschaft hatte aber den Vorteil, dass wir nur leichte Rucksäcke tragen mussten und uns nicht um die Organisation kümmern mussten.
Viertel nach 9 hatten wir dann endlich unsere Rucksäcke am Auto (ein kleiner Bus) und es konnte losgehen. Die Fahrt ging aus Leh hinaus (durchs Stadttor) und dann erst an den vielen militärischen Anlagen unterhalb von Leh vorbei auf den "National Highway 1". Nach einer dreiviertel Stunde war dann der Zusammenfluß von Zanskar und Indus erreicht, wo wir auf die Straße nach Chilling am Zanskar entlang abbiegen mussten. Der Zanskar ist schlammig-braun, der Indus etwas heller. Die Straße nach Chilling durch das canyonartige Zanskar-Tal verlief nur anfangs asphaltiert. Dann gab es noch eine Baustelle zu überwinden. In Ladakh wird dazu die Straße nicht gesperrt, sondern man fährt einfach durch die Baustelle, umkurvt Schotterberge, Felsbrocken, Arbeiter und evtl. auch Baumaschinen. Wenn ein Bagger die ganze Breite braucht, gibt es Wartezeit.
Irgendwann nach einer weiteren dreiviertel Stunde war die neue Brücke ins Markha-Tal erreicht, die die abenteuerliche Seilbahn über den Zanskar ersetzt. Mit dem Bau der Brücke ist aber auch der Bau einer Straße ins Markha Valley verbunden, ebenso der Bau einer Stromleitung. Zumindest bis Skiu war die Straße schon benutzbar, so dass keine Pferde erforderlich waren, sondern das Gepäck wurde samt Mannschaft (bis auf Namgyal) bis zum ersten Zeltplatz gefahren. Wir sind diese Stück gelaufen (7 km, von 3170 m auf 3350 m).
Kurz nach 14 Uhr sind wir dann angekommen und es gab warmes Mittagessen. Danach wollten wir noch etwas das Ganda La Tal erkunden, wo die eigentliche Markha-Valley-Route (von Rumbak aus über den Gnada La) verläuft, mussten aber erstmal leichte Regenschauer abwarten. Wir sind dann erst spät losgegangen und ein Stück das Tal hochgelaufen. Der Weg wurde schmal und steinig, die Vegetation spärlicher. Irgendwann nach 2 km sind wir dann umgekehrt und waren zum Sonnenuntergang wieder am Zeltplatz.
Die Nacht hatten wir wieder nicht so besonders geschlafen. Früh gab es Porridge und Fladenbrot, Rührei und Tee.
Dann mussten die Rucksäcke wieder gepackt werden und es ging auf zu einer sehr langen Etappe (21 km) - aber ohne große Höhenunterschiede (3400 auf 3750 m). Namgyal zeigte uns die säuerlich schmeckenden kleinen Beeren eines dornigen Strauches (in etwa Sanddorn), in Ladakh als Vitaminlieferant beliebt. Zuerst liefen wir noch auf der Schotterstraße, bis die an einer Furt durch den Markha Fluß endete. Wir konnten an dem Tag aber entweder über Steine am Rand oder über zwei recht abenteuerliche, weil halb eingestürzte Brücken, den Markha -Fluß überqueren. Irgendwann haben wir dann auch eine längere Pause in einem Teezelt am Weg gemacht. Als Zelte werden ausgediente Fallschirme verwendet, aus Steinen ist dann eine kreisrunde Begrenzung gebaut, die meist auch Sitzgelegenheiten enthält. Wir haben unsere Lunchpakete (Sandwich, Kartoffel, Ei, Gemüse) verspeist. Eigentlich sollte es schon weitergehen, aber dann fing es so stark an zu regnen, dass wir doch Zuflucht im Haus genommen haben und dort noch einen Tee tranken (4 Tee = 80 Rupien = 1 €).
Auf dem Weiterweg kamen dann noch mal Regenschauer und wir haben dann mal die Regencapes ausgepackt. Im Prinzip hatten wir aber Glück, dass der größte Schauer auf die Mittagspause fiel. Der Weg zog sich etwas, es gab immer wieder Höhenstufen, wo ich nicht ohne Stehenbleiben hoch kam. Im Prinzip sind 21 km auf den ganzen Tag verteilt eigentlich ein Klacks, aber bei fehlender Akklimatisation ganz schön anstrengend. Unsere Lastpferde hatten uns schon lange überholt. Als wir am Zeltplatz in Markha eintrafen, wurde schon fleißig im Kochzelt gearbeitet. Wir waren dann noch am Fluß, um uns zu waschen. Das Wasser hatte eher eine weiße Farbe, weil es sehr viel Gletscherschliff transportierte.
Heute sollte es aus dem Markha-Tal hinaus in Richtung des Sechstausenders Kang Yatze gehen. Die Etappe war nicht so lang, aber mit etwas mehr Höhenunterschied, von 3750 m auf 4250 m. Namgyal wies uns noch auf die Durchquerung des Markha hin, dafür mussten die passenden Schuhe ins Tagesgepäck. Auf die Sachen in den Rucksäcken, die die Pferde trugen, hatte man ja erst wieder am Abend Zugriff.
Zuerst wurde der Ort Markha durchquert, es sind nicht allzuviele Häuser, eine Schule und ein Kloster. Die Felder zogen sich dann weiter im Flußtal entlang. Interessant waren auch die bizarren Felsformationen, die immer wieder in den Seitentälern zu sehen waren. Relativ bald kam dann die Furt durch den Markha. Das Wasser ging schon bis an die Knie und man spürte die Strömung deutlich und musste vorsichtig gehen. Zum Glück war am Vormittag Sonne, die Füße trockneten schnell und die Wasserschuhe außen am Rucksack dann auch. Wir konnten auch noch eine andere Gruppe bei der Querung beobachten, überhaupt war man auf dieser Trekkingroute nie allein. Im letzten Ort im Tal machten wir wieder in einem Teezelt Pause. Danach war eine Höhenstufe zu überwinden und es gab oben ein Kloster auf einem Felssporn und Stupas und Mani-Mauern direkt am Weg zu bewundern. Nach den letzten Häusern von Hankar bog die Trekkingroute in ein teils canyonartiges Seitental ab und es ging steiler aufwärts. Am Hang war dann eine Herde Blauschafe zu sehen. Das Gehen fiel schwer, weil wir jetzt in Höhen über 4000 m kamen. In diesem Tal gibt es einen großen Zeltplatz (auch mit einem stationären Teezelt/Homestay), der auf Terassen von ehemaligen Feldern angelegt ist, nah am Bach. Der hat uns sehr gut gefallen.
Diese Etappe führte bis auf die Ebene von Nimaling auf 4850 m Höhe. Von dort aus war dann der Kongmaru La (Pass) zu überqueren, um wieder Richtung Industal abzusteigen. Leider war es auch der letzte Tag mit halbwegs schönem Wetter. Eine aktuelle Wettervorhersage war dort nicht zu bekommen, kein Mobilfunk (auch für die Einheimischen nicht).
Vom Zeltplatz ging es zuerst in einem Tal aufwärts, links davon war ein Höhenrücken, den wir dann über eine Traverse erklommen. Im Tal sahen wir dann zum ersten Mal Dzo's, das sind halbwegs durch Kreuzung mit Hausrindern domestizierte Yaks. Ein alter Hirte hatte sich mit seinem dicken Yakhaar-Umhang auf ein paar Steine gesetzt und "bewachte" die Tiere, die sich aber weit ins Gelände verstreut hatten. Weiter oberhalb kam man dann zu zwei kleinen Bergseen. Am größeren war ein Teezelt und dort residierte wohl auch ein Guru, der See war mit einer Buddha-Statue und Gebetsfahnen geschmückt. Wir haben dort Mittagsrast gemacht und uns dann geteilt, ich bin gemütlich den direkten Weg weiter nach Nimaling gelaufen, während die anderen mit Namgyal noch weiter steiler hoch bis zum Basislager des Kang Yatze gelaufen sind. Dieser 6000er war direkt hinter dem See zu sehen, aber leider schon teilweise von Wolken verhüllt. Das Basislager liegt auf 5300 m Höhe, das war also eine gute Möglichkeit zur Akklimatisation. Unser jüngerer Sohn hatte auf diesem Abschnitt dann auch Kopfschmerzen, obwohl er sonst die Höhe am besten von uns allen vertrug.
Auf dem normalen Weg waren dann keine weiteren Touristen mehr zu sehen, da wir am See doch etwas gebummelt hatten. Dafür konnte ich auf dem Weg vor der Hochebene viele Murmeltiere und auch Pfeifhasen sehen, es sind auch einige Fotos gelungen. Auf der anderen Route gab es dafür mehr Yaks(Dzo's) zu sehen. Ich war dann vielleicht eine halbe Stunde eher am Zeltplatz in Nimaling. Das ist eine riesige Weidefläche, für die Trekker wurden dann einige Klohäuschen gebaut und ein permanentes Zeltlager für die Homestay-Trekker errichtet. Das Problem ist, dass die ganze Weidefläche von sehr vielen Wasserläufen durchzogen wird und es schwierig ist, einen einigermassen trockenen Platz für die Zelte zu finden. Außerdem ist der Weg zu den Klos sehr mühsam, die waren außerdem in einem schlechten Zustand.
Am nächsten Tag war ein Ruhetag vorgesehen, man hätte da noch einmal Richtung Kang Yatze oder zu einem anderen Aussichtspunkt gehen können. Leider regnete es früh und dann auch immer wieder, so dass keiner Lust auf irgendwelche Aktivitäten hatte. Als es mal aufgehört hatte, sind Frau und Sohn eine Runde das Tal hinab gelaufen, aber auf dem Rückweg ganz schön nass geworden. Auch am Himmel war keine Wetterbesserung zu erkennen. Wir haben dann zumindest gehofft, dass es am nächsten Tag wieder trocken wird.
Wir sind reltiv früh aufgestanden, da die Passüberquerung über den Kongmaru La (5260 m) mit anschließendem Abstig bis auf 4300m doch eine recht lange Etappe ist. Außerdem muss beim Abstieg der Shang-Fluß sehr oft gequert werden, wobei unser Guide der Meinung war, dass man dazu nicht ins Wasser muss, sondern jeweils über Steine oder springend das andere Ufer erreichen kann. Wir haben trotzdem die Wasserschuhe in den Tagesrucksack gepackt (zusätzlich zu Regenhosen/Capes und warmen Sachen), nur unser jüngerer Sohn hat das irgendwie verpasst. Wie man auf den ersten Fotos sieht, hatte der Niederschlag über Nacht nicht nachgelassen, sondern sich in Schnee gewandelt. Auch beim Losgehen schneite es noch leicht, die Sicht war bergauf so etwa 100...200 m. Der Weg zum Gipfel hat aber schon eine Spur, die gern auch von den Yaks benutzt wurde, die noch reichlich über den Hang verteilt waren. Nach anderthalb Stunden Schnauferei (in 5500 m Höhe ist der verfügbare Sauerstoff nur noch die Hälfte vom Wert auf Meereshöhe) hatten wir dann den Pass erreicht, dort trafen sich einige Gruppen und auch unsere Pferde überholten uns dort. Es war ziemlich kalt und immer noch Schneefall und teils Wind, so dass die Pause sehr kurz ausfiel. Dann ging es etwas rutschig Serpentinen hinab in das in den Felsen eingeschnittene Tal des Shang. Die erste Querung erfolgte noch durch Springen von Stein zu Stein. Aber ein Stück weiter mussten wir dann doch die Wasserschuhe anziehen, bis auf unseren Sohn, der dann in seinen Bergschuhen durchs Wasser laufen musste und danach das Wasser wieder ausschütten konnte.
Letztendlich mussten wir zwölfmal den Fluss queren und hatten sicherlich drei Stunden lang die Wasserschuhe (Barfußschuhe mit dünner Sohle) an. Wir hatten noch den Fehler gemacht, ausnahmsweise keine Sonnenschutz aufzutragen, weil es früh ja keine Sonne gab. Im Laufe des Tages wurde es dann doch sonnig und wir haben uns alle die Gesichtshaut einschliesslich Lippen verbrannt.
Die Querungen waren teilweise sehr abenteuerlich, ohne Guide hätten wir nie die richtigen Stellen gefunden. Teilweise waren auch Trittsteine im Fluß, aber durch den enorm angestiegenen Wasserstand war das alles im rotbraunen Wasser nicht erkennbar. Das Wasser ging bis zum Oberschenkel, wir haben jeweils eine Kette gebildet, um uns gegenseitig zu stabilisieren.
Es gab auch Wegstücken, die am Hang entlang angelegt waren, um die Flussquerungen zu vermeiden, aber die waren nie weit durchgehend. Irgendwann am Nachmittag erreichten wir dann die ersten Zeltplätze, die aber alle schon von anderen Gruppen besetzt waren. Erst beim nächsten kleinen Ort waren dann unsere Zelte aufgebaut. Es gab sogar eine Dusche, nach dem die Sonne weg war aber ohne warmes Wasser. Abends war es ziemlich kalt, im Esszelt wurde dann einer der Petroleumkocher als Wärmespender angeworfen. Der Zeltplatz lag auch an einer Jeeppiste, die allerdings nicht durchführend war. Wir wären schon gern noch in ein Hotel gefahren.
Am nächsten Tag mussten wir nur noch drei Kilometer abwärts die Piste entlang laufen und am Ende an einem Teezelt an der Straße noch auf die Pferde mit dem Gepäck warten. Dann ging es bequem mit dem Kleinbus weiter bis zum Industal. Dort bogen wir gleich wieder in ein Seitental ab, das komplett vom Kloster Hemis und der Klostersiedlung eingenommen wird. Das ist das größte Kloster im oberen Industal und wird von fast allen Touristen besucht. Dementsprechend war viel Betrieb. Den Besuch des Museums haben wir uns dann gespart. Danach ging es dann endlich zum Hotel in Leh, diesmal ins ursprünglich geplante "Himalayan Retreat". Das deponierte Gepäck fand sich dann auch nach etwas Nachfragen an und wir konnten endlich mal wieder duschen. Leider klappte die Abgabe unserer Sachen zum Waschen nicht so richtig, das war dann erst am späten Nachmittag und uns wurde mitgeteilt, das die Wäsche nicht vor 10:30 Uhr wieder trocken sei. Das war aber nicht in die Planung für den nächsten Tag zu bringen. Am Abend war ich dann noch in der Stadt, um eine neue Stirnlampe zu kaufen, es waren gleich zwei nicht mehr einsatzfähig. Es gab dann ein günstiges Exemplar "Made in China" für 500 Rp. (6 €). Außerdem musste ich noch Geld tauschen, diesmal gleich bar in einer Wechselstube. Vor den Geldautomaten gab es meist etwas Andrang. Nach Abzug der Gebühr des Automatenbetreibers war der effektive Kurs dann nahezu gleich.