Dieser Tag war mal ein Fahr- und Besichtigungstag. Die Köche fuhren mit einem Auto und dem ganzen Zeltgepäck direkt zum Ausgangsort Diggar des nächsten Trekkingabschnitts, während wir mit Namgyal einige Sehenswürdigkeiten des Nubra-Tals erkundeten.
Zuerst die gestern nicht erreichten Sanddünen direkt hinter dem Ort Hundar. Das Tal ist dort total flach, von mehreren Zweigen des Shyok-Flusses durchflossen und mit einigen vielleicht 15 m hohen Sanddünen bedeckt. Als Touristenattraktion hat man dort eine Herde von Kamelen, die eigentlich nur nördlich des Himalaya in der Takla-Makan-Wüste vorkommen, stationiert. Vormittags und nachmittags können die Touristen dort eine 20-Minuten-Runde über einige Sanddünen auf dem Rücken eines Kamels drehen. Mittags ist es zu heiß. Selbst am Vormittag war der Sand durch die Sonne ziemlich heiß. Am Nachmittag hätte man noch etwas spektakulärere Bilder machen können, aber der Fotoblick in die westliche Richtung war auch nicht schlecht. Rundherum um das Tal sind hohe Berge, das ist schon ein ziemlicher Kontrast.
Danach ging die Fahrt nach Diskit. Dort steht ein altes Kloster auf einem Felssporn. Man musste schon noch einige Stufen bis zu den obersten Gebäuden hochsteigen. Der Blick über das Tal war sehr schön. Direkt gegenüber war auf einen Hügel eine riesige freistehende Buddha-Statue gebaut. Sie soll über den Frieden in diesem Tal wachen. In den 60er und 70er Jahren hatten Indien und Pakistan etwas weiter im Gebirge mehrere Kriege geführt, unter anderem auf dem Siachen-Gletscher in über 6000 m Höhe. Es ging um die Beherrschung des südlichen Karakorum-Passes, ein wichtiger Übergang über den Himalaya und Teil der alten Seidenstraße. Insofern waren auch in früheren Zeiten wahrscheinlich Kamele im Nubra-Tal anzutreffen, weil die Handelskarawanen zwischen China und Indien hier entlang zogen.
Nach der Besichtigung der Statue und des Tempels im "Sitz" des Buddhas überquerten wir mit dem Auto den Shyok und fuhren ins eigentliche nach Nordwesten führende Nubra-Tal bis zum Kloster Sistamling. Das ist eine riesige Anlage, erst vor ca. 40 Jahren auf die jetzige Größe erweitert. Der Dalai Lama gibt dort regelmäßig Unterweisungen für die buddhistischen Mönche, dafür ist ein großer Platz günstig. Das Nubra-Tal liegt ja etwas niedriger als Leh (3200 m) und es werden auch Aprikosen angebaut. Auf dem Klostergelände gab es einige Bäume und wir haben die reifen Früchte gekostet - zwar klein, aber schmackhaft. In Sumur waren wir dann in einem Straßenimbiss Mittag essen, es gab die typische Auswahl - Momos, Nudeln und Reis sowie eine Gemüsesuppe.
Danach fuhren wir zurück auf die andere Seite des Shyok-Flusses und sein Tal weiter ostwärts entlang.
Die Strecke an dem flachen Tal entlang mit den gewaltigen Bergen zu beiden Seiten war bei schönem Wetter absolut begeisternd. Mal zog sich die Straße am Flußbett entlang, mal ging es weiter hoch über den Hang.
Wir sind dann in ein Nebental abgebogen, dort führte die Straße bis auf 4000 m Höhe in das große Dorf Diggar. Dort war am Ortseingang wieder ein kleiner Zeltplatz abgeteilt, es gab auch ein Klohäuschen. Der Blick auf die nördlich des Shyok gelegene Nubra Range war beeindruckend. Unser Sohn hatte auch versucht, ein Video vom Sonnenuntergang zu erstellen. Auffällig viele Dorfbewohner hatten plötzlich am Abend in der Nähe unseres Zeltplatzes zu tun, die waren alle neugierig.
Früh war es auf unserer Zeltwiese ziemlich feucht. Der Grund war der Bewässerungskanal, der sich durch das ganze Dorf zog. Er verlief hinter der Abgrenzungsmauer oberhalb der Wiese. Am Abend war das Wasser woanders abgeflossen, jetzt war der Graben voll und bewässerte auch den Zeltplatz etwas.
Nach dem Frühstück begann dann wieder eine Etappe zu Fuß. Zuerst mussten wir das Dorf durchqueren. Es gab einige recht große Häuser, teils sogar mit geparkten Autos und immer wieder den Blick auf die Terassenfelder mit reifer Gerste, viele davon wurden gerade abgeerntet. Oberhalb des Dorfs gab es noch einige Weiden und ein kleines Speicherbecken mit dem Anfang des Bewässerungskanals. Es ging dann wieder steiler aufwärts und ich war mir nicht ganz sicher, ob ich die Trekkingstrecke schaffen würde.Die Pferde überholten uns auf jeden Fall bald nach dem Dorf. Nachdem ein eingeschnittenes Seitental überwunden war, kamen wiir in den etwas flacheren Teil des Hochtals, an dessen Ende der Diggar La (Pass) gelegen ist. Davor war noch ein Lager auf einer sehr schönen Bergwiese im Talboden. Man hatte noch mal den phantastischen Blick auf die Nubra-Berge beim Sonnenuntergang.
An diesem Tag war der letzte Pass zu überwinden, den hatten auch schon die Karawanen der alten Seidenstraße benutzt. Der Weg wurde wieder steiniger und ich war aufgrund der Höhe ziemlich langsam. Der jüngere Sohn hatte bschlossen, die rechte Begrenzung des Tals auf dem Kamm zu überqueren und stieg dann teils über Schneefelder aus dem Tal auf. Mir war schon der normale Weg anstrengend genug, aber am Ende habe ich auch diesen Pass erreicht, kurz danach kam dann auch unser Sohn über eine ziemlich instabile Geröllhalde am Pass an. Man hatte noch einmal den Blick zu den Nubra-Bergen (leider nicht bis ins Karakorum) und auf der anderen Seite zum Industal. Es ging vom Pass aus erstmal steilabwärts auf einer Blockhalde, der Weg war aber sehr gut angelegt und ausgebaut (sicher noch ein Erbe der Seidenstraße). Weiter unten kamen dann wieder Grasflächen und wir passierten ein Zeltlager einer Trekking-Gruppe in entgegengesetzter Richtung. Die eigentlichen Trekker kamen uns weiter unterhalb an einem steilen Hang schnaufend entgegen, es waren Inder. Irgendwann tauchte dann unser letztes Zeltlager auf, mit Blick auf Industal und Zanskar-Range.
Die allerletzte Trekkingetappe war wieder kurz. Wir konnten einige Murmeltiere und vor allem viele Eidechsen mit verschiedenen Färbungen beobachten. Mittags waren wir dann in Sabu Phu, dem obersten Teil des Dorfs Sabu. Von dort aus war es mit dem Kleinbus nur ein kurzer Weg bis nach Leh ins Hotel.
Wir hatten dieses mal unsere Shirts und andere Wäsche lieber selbst gewaschen und im Hotelzimmer bzw. auf dem Balkon getrocknet. Danach war noch mal ein Abstecher auf den Markt von Leh angesagt, wir haben uns auch getraut, an einem der Stände frisch frittierte Teigtaschen zu essen. Außerdem hatten wir Appetit auf Äpfel, Obst gab es beim Trekking nur als Melone und auch im Hotel wenig. Abends feierte im Hotel eine andere Gruppe unseres Reiseveranstalter den Gipfelerfolg am Stok Kangri (6150 m). Von den 12 Teilnehmern waren immerhin 9 auf dem Gipfel, und das nach nur 12 Tagen in Ladakh. Andere haben offenbar nicht solche Schwierigkeiten mit der Höhe. Unser Urlaub war auch fast zu Ende, wir hatten noch einen Ausflug zum Pangong Lake gebucht. Am nächsten Tag war die Hinfahrt und eine Übernachtung in Spangmik direkt am See geplant.