Das war ein Tag, den man getrost aus dem Urlaub streichen könnte...
Wir sind also wirklich halbwegs pünktlich 5:30 aus dem Hotel und waren auch kurze Zeit später am Flughafen. Dort durfte man erstmal eine halbe Stunde im Freien warten, bis es durch die erste Sicherheitskontrolle zum Checkin-Schalter ging. Bis dahin verlief auch alles nach Plan, das Boarding wäre 7:40 gewesen. Aber so ungefähr 7:00 Uhr kam eine Durchsage, das der SpiceJet-Flug nach Dehli Verspätung hat. Letztendlich saßen wir dann fast 6 Stunden im Boardingbereich, es gab keine weiteren Informationen, keine Anzeigetafeln und auch kein Internet. Offenbar war ein Flugzeug ausgefallen und der Ersatzflug war dann erst 13:30 Uhr. Das brachte natürlich den ganzen weiteren Tagesablauf durcheinander. Eigentlich war über Mittag die Weiterfahrt von Dehli nach Agra geplant, um dann am Abend schon mal einen Blick auf das Taj Mahal von der anderen Flussseite aus zu werfen. Wenigstens stand unser Guide am Flughafen Dehli bereit, als wir dann 15 Uhr endlich ankamen. er sprach sehr gut deutsch (obwohl wir nur einen englischsprachigen Guide vereinbart hatten). Wir mussten sehen, die 4 Stunden Fahrt nach Agra (180 km) noch bis zum Abend zurückzulegen. Wir hatten wieder einen Kleinbus mit ca.12 Sitzen, aber diesmal mit Klimatisierung. Die war an sich auch nötig, weil es nach wie vor im Monsun feucht-heiß war, aber die Temperatur und Lüftungsstufe war dann gleich wieder viel zu stark eingestellt.
Erstmal musste der Stau in Dehli überwunden werden, es war größtenteils Stop&Go für etwa eine Stunde. Als die Vororte erreicht waren, begann eine sechsspurige Autobahn und wir hatten dann zumindest 90 km/h Tempo, mehr schaffte der Bus nicht. Einmal haben wir auch an einer Raststätte gehalten, uns aber nicht lange aufgehalten.Nach Sonnenuntergang waren wir dann in Agra, ziemlich müde und haben es noch zu einem Essen im Hotelrestaurant geschafft. Der Plan für den nächsten Tag sah schon wieder frühes Aufstehen vor, um vor den Touristenmassen nach Sonnenaufgang das Taj Mahal zu besuchen.
Nach zu wenig Schlaf stehen wir 5:30 Uhr wieder auf und gehen zum Bus. Es geht 5 Minuten durch die noch relativ leeren Straßen, dann ist für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren die Durchfahrt
verboten. Wir laufen einen Kilometer durch den Morgennebel, man hätte auch mit einem Elektro-Shuttle fahren können. Der Kauf der Eintrittskarten dauert mindest 10 Minuten und die
Sicherheitskontrolle am Eingang in den Park mindest noch mal so lange. Unser Sohn hat noch einen Reiseführer im Rucksack, der muss außerhalb deponiert werden. Dann können wir durch den Park
und das mit rotem Stein verkleidete Eingangsgebäude zum Taj Mahal laufen. Trotz der frühen Stunde ist es schon recht belebt, aber nicht brechend voll. Unser Guide erläutert noch die Geschichte
des Bauwerks, das eigentlich als Grabmal für die Lieblingsfrau des indischen Mogulherrschers Shah Jahan geplant war und später auch ihm als Grabmal diente. Das Bauwerk steht auf einer
weitgehend erdbebensicheren Plattform, ist aus Ziegelsteinen und vollständig mit Marmorplatten mit Steinintarsien verkleidet.
Um auf die Plattform zu kommen, muß man vorher Überschuhe anziehen und durch eine nochmalige Kontrolle. Es ist ziemlich dunstig, von der aufgehenden Sonne ist kaum etwas zu merken. Der Touristenpfad führt eine Runde um das Gebäude (auch die teilweise mit rotem Stein verkleideten Nebengebäude sind im Kontrast sehr schön) und auch am zum Fluß Yamuna abfallenden Rand der Plattform entlang und dann zum Eingang . Innen ist es dann doch etwas voll, durch die vielen Gitter sind die beiden Sarkophage nicht besonders zu erkennen. Rückzu drehen wir eine Runde durch den Garten mit schönen Blicken. Es war dann etwas besseres Licht geworden, aber in der Regenzeit ist es eben ganztägig dunstig. Auf jeden Fall sind eine Stunde später auch schon viel mehr, meist einheimische Touristen da. Danach geht es wieder zurück und wir gehen im Hotel frühstücken.
Nach dem Frühstück müssen wir unsere Gepäckstücke einigermassen flugfähig zusammenpacken, abends werden wir ja direkt zum Flughafen gebracht. Dann geht das touristische Programm weiter. Mehr im Stadtzentrum auf der gleichen Seite des Yamuna ist das Rote Fort, der Palast der verschiedenen Mogulherrscher. Wieder mit Sicherheitskontrolle, aber nicht so gründlich wie beim Taj Mahal.
Kurz nachdem wir das erste Gebäude erreichen, beginnt ein heftiger Wolkenbruch. In dem Innenhof ist auch die Öffnung einer großen Zisterne - da bekommen wir gleich anschaulich demonstriert, wie die gefüllt wird. Ein Teilbereich ist auch wieder in weißem Marmor mit Intarsien ausgeführt, hier lebte der Großmogul Shah Jahan bzw. war dort nach der Machtübernahme durch seinen Sohn eingesperrt. Seine anderen Kinder haben dann nach seinem Tod die Beisetzung im Taj Mahal durchgesetzt. Es gibt viele große Höfe, teilweise waren die privat und teilweise Regierungsräume.
Danach besuchen wir noch eine Steinschnitzer-Schauwerkstatt, die vor allem ein großer Verkaufsraum für alle möglichen Marmorintarsien ist. Die farbigen Einlagen in den weißen oder auch schwarzen Marmorplatten sind meist Halbedelsteine. Der Besitzer ist sichtlich enttäuscht, dass wir überhaupt nichts kaufen wollen - aber das mit den Souvenirs haben wir uns abgewöhnt.
Am Ende besuchen wir noch das "Baby Taj", eigentlich Itimad-ud-Daula-Mausoleum, ein Grabmal für verschiedene Mitglieder der Herrscherfamilien vor Shah Jahan, und Inspiration für das Taj Mahal.
Danach waren wir in einem einigermaßen vornehmen Restaurant essen. Nach dem Essen müssen wir nach Delhi zurückfahren. Wir sollten 19:00 Uhr dort in einem Restaurant das Abschiedsessen zelebrieren und hatten somit 5 Stunden Zeit (bei einer Fahrzeit von 4 Stunden). Mitten auf der Autobahn ging aber dann der Motor des Busses aus. Nach 20 Minuten Frickelei und hektischen Telefonaten funktionierte der Bus dann wieder - es war ein Problem mit dem Kraftstofffilter. Leider wiederholte sich das Ganze dann immer öfter in immer kürzeren Abständen. Fahrer und Guide wussten zwar, wie der Motor wieder zum Laufen kommt, aber an einer Kreuzung mitten im abendlichen Stau von Delhi war dann endgültig Schluß und wir mussten eine halbe Stunde auf einen Ersatzbus warten. Aber wir waren nicht so viel zu spät. Das Warten in der schwülen Hitze ohne Klimatisierung war natürlich etwas schweißtreibend.
Das Abendessen war in einem stilvollen Restaurant, die Speisen aber auch nicht viel anders als in Agra. Irgendwie hatten wir alle schon etwas den Grippevirus gespürt, 2 Tage mit ständig kalt eingestellten Klimaanlagen und dann wieder schwül-heißem Wetter waren zu viel für unangepasste Mitteleuropäer. Der Chef der Agentur rief dann für ein Resumee an. Eigentlich war ja alles wie geplant verlaufen, die Flugverspätung von SpiceJet konnte die Agentur ja nicht beeinflussen.
Pünktlich 3 h vor Abflug waren wir dann am Flughafen. Leider bekamen wir nur mittige Plätze in der Mittelreihe, mussten also immer einen anderen Passagier aufstehen lassen, um zum Gang zu kommen. Ansonsten war es natürlich für den Nachtflug egal. Die Holzklasse war unbequem wie immer. Ich konnte kaum schlafen. Allerdings war es ruhiger als beim Condor-Flug Kanada-Deutschland.
Unser jüngerer Sohn hatte schon ziemliche Fiebersymptome, beim Umsteigen in München mussten wir lange auf ihn warten. Den Flug nach Dresden haben wir dann auch noch irgendwie absolviert und konnten dann in Dresden endlich wieder mit dem eigenen Auto nach Hause fahren.